Biertour durch Prag

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Biertour durch Prag ZwischenstoppsMlsnej Kocour“, Brauerei „Novoměstský pivovar“, Brauhaus „U Fleků“, Bierstube „Malostranská pivnice“, Klosterbrauhaus „Kláštěrní pivovar Strahov“
 
Länge der Tour: 5.7 km
So viel Zeit muss sein: 1:25 Std. + 5 Std. (inkl. Einkehren/Verzehr)
Kosten: ca. 700 Kč/Person
 
Wir wissen zwar nicht, ob das Kloster Strahov (Strahovský klášter) früher einmal ein Wallfahrtsort gewesen ist, aber tun wir mal so, als ob. Daher möchten wir Sie zu dieser kleinen „Pilgerreise“ auf den Spuren der köstlichen tschechischen Biere einladen. Los geht‘s auf dem Platz namens „Náměstí Míru“ („Friedensplatz“) im Stadtteil Vinohrady. Es handelt sich hierbei um den wohl malerischsten Platz Prags – ein wahres stadtplanerisches Kunstwerk und, was noch viel wichtiger ist, er ist umgeben von zahlreichen gemütlichen Bars, Kneipen, Restaurants und Cafés. Angesichts dieser Auswahl hat man die Qual der Wahl – wo trinkt man am besten das erste Bierchen?
 


Nein, so schwer fällt die Entscheidung dann eigentlich doch nicht – denn die erste Wahl ist ganz klar die Kneipe „Mlsnej kocour“. Warum? Ganz einfach: Weil hier das echte Pilsner Urquell (Plzeň) vom Fass gezapft wird. Wir sind nämlich der Meinung, dass man am besten bei der Basis beginnt und Pilsner Urquell ist schließlich die waschechte Basis! Die Kneipe ist gemütlich, modern und hat ein ganz eigenes Flair. Wer Glück hat und einen Platz am Fenster erwischt, kann sein frisch gezapftes Bier genießen und zugleich dem bunten Treiben auf dem schönen Platz zuschauen. Vielleicht wäre es auch keine schlechte Idee einen Happen zu essen – schließlich könnten wir für unsere Pilgerreise etwas Energie gebrauchen. Unser Tipp: Tartar (Tatarský biftek) – passt perfekt zum Bier! In Tschechien wird Tartar mit Röstbrot, das mit Knoblauch eingerieben wird, serviert. Achja: Sie sollten auf jeden Fall noch ein zweites Bier bestellen – um das Essen hinunter zu spülen… Wir verraten’s auch niemandem…


 
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten wie man von hier zum nächsten Zwischenstopp in der Vodičkova-Straße gelangen kann. Am besten vermeidet man die stark befahrene und lärmbelastete Ječná-Straße und wählt die Nebenstraßen, die zwar nicht immer so schön sind wie die kleinen Gassen in der Altstadt oder der Kleinseite (Malá Strana), die aber trotzdem einen besonderen Charme haben. Hier scheint es als würden Vergangenheit und Gegenwart einander begegnen, sich kurz begrüßen und weiter ihres Weges gehen. Los geht’s – aber gemächlich, denn wir haben ja Zeit...
 
Sobald Sie in der Vodičkova-Straße angekommen sind, werden Sie sicherlich problemlos die Brauerei „Novoměstský pivovar“ erkennen – es ist die erste Minibrauerei, die nach der Wende in Tschechien gegründet wurde und sie ist ein beliebtes Touristenziel, aber auch das Lieblingsbrauhaus vieler Prager. Es erinnert ein wenig an ein Labyrinth, denn es besteht aus zahlreichen Räumen (wie viele Bierliebhaber sich dort wohl schon verlaufen haben nachdem sie zu tief ins Glas geguckt haben?). Die nettesten Sitzplätze befinden sich in der Nähe der Braukessel, beim Eingang.
 
Das tschechische Bier schmeckt am besten wenn es frisch gezapft ist und wo könnte es frischer sein als dort wo es auch gebraut wird? In der Brauerei „Novoměstský pivovar“ werden da ganze Jahr über zwei Biersorten hergestellt: ein helles und ein dunkles Lagerbier. Letzteres ist relativ süß, deshalb empfehlen wir das helle – ein absolut unschlagbares, einfaches Bier, dem man nicht widerstehen kann. Was das Essen angeht, so ist hier ehrlichgesagt das Angebot etwas bescheiden. Aber unsere absolute Lieblingssuppe ist dabei: Kuttelsuppe (Dršťková polévka) – die passt hervorragend zu Bier und schmeckt einfach unwiderstehlich. Manch einer wird den Geschmack als sehr intensiv empfinden – aber wer die Kuttelsuppe im „Novoměstský pivovar“ kostet, wird es nicht bereuen!


 
Der nächste Zwischenstopp ist nur ein paar hundert Meter entfernt. Erneut gehen wir lieber durch die Nebenstraßen als über die Hauptstraße – hier sind die Straßen insgesamt belebter.
 
Zahlreiche tschechische Brauereien und Brauhäuser behaupten, sie haben eine hundertjährige oder sogar längere Tradition. Viele dieser Behauptungen sind diskutabel. Beim Brauhaus „U Fleků“ hingegen, das auf eine mehrere hundert Jahre alte Tradition zurückblickt, ist die Aussage unumstritten. Hier wird nämlich schon seit 1499 Bier gebraut und es ist das einzige bis heute erhaltene Brauhaus, das noch aus einer Zeit stammt, in der es in Prag hunderte Brauhäuser gab.  
 
„U Fleků“ ist wahrlich herrlich! Man hat das Gefühl eine Zeitreise in die Vergangenheit zu unternehmen. Der Biergarten ist mit Sicherheit einer der schönsten in Tschechien. Im „U Fleků“ wird nur eine Biersorte gebraut: dunkles Lager-Bier, das wie Schokoladenkuchen schmeckt. Hier wird außerdem auch eine weitere, typisch tschechische Spezialität angeboten: Presswurst (Tlačenka) mit Essig und Zwiebeln. Übrigens sollten Sie wissen, dass die tschechischen Kellner einem ohne Aufforderung so lange neues Bier nachbringen (auch wenn das Glas noch lange nicht leer ist) bis man „Stopp!“ ruft.


 
So, und nun müssen wir die Moldau überqueren um zum nächsten Zwischenstopp zu gelangen. Der kleine Spaziergang über die Halbinsel Kampa und durch ein paar malerische Gassen der Kleinseite (Malá Strana) kommt gerade recht. Und sobald einen der Durst überkommt, sollte man ihn schnell in der „Malostranská Pivnice“ mit frisch gezapftem Pilsner Urquell löschen. Bei schönem Wetter kann man im kleinen aber wunderschönen Biergarten sitzen. Ihre Füße werden Ihnen diese kleine Erholungspause sicherlich danken und so können Sie Energie für den letzten Teil der „Pilgerreise“ schöpfen. Vorher aber noch eine kleine Stärkung: Utopenec (wörtlich übersetzt: „ein Ertrunkener“) – eine in Essig mit Gewürzen und Zwiebeln eingelegte Speckwurst. Aber Wurzeln schlagen sollten Sie hier nicht, denn das Prager Abenteuer ruft!


 
Auf keinen Fall sollten Sie auf die Idee kommen zum Kloster Strahov mit der Straßenbahn zu fahren – schließlich sind wir ja auf einer Pilgerfahrt und nicht auf einer Stadtrundfahrt. Wandern Sie also in ihrem eigenen Tempo den Hügel hinauf; das Beste erwartet Sie am Schluss. Der kürzeste Weg führt zunächst durch die Úvoz- und dann durch die Nerudova-Straße. Kurz bevor wir das Klostergelände betreten, sollten wir auf der Terrasse noch eine kurze Pause einlegen und die herrliche Aussicht auf die Gärten des Strahov-Klosters (Strahovské zahrady) genießen. Von hier hat man die schönste Aussicht auf die Stadt, von der man nie genug kriegen kann und die im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend ist.
 
Wie fast jedes nördlich der Alpen gelegene Kloster, hatte auch das Kloster Strahov einst eine eigene Brauerei. Diese wurde irgendwann geschlossen und war es auch lange Zeit – bis sie im Jahr 2002 neu eröffnet und die klostereigene Brauerei-Tradition wiederbelebt wurde. Die Klosterbrauerei „Klášterní pivovar Strahov“ befindet sich in einem Gebäude, in dem einst Kutschen geparkt wurden. Seit der Wiedereröffnung eilt der Brauerei ihr Ruf voraus und sie gilt zu Recht als eine der besten des Landes.


 
Hier werden das ganze Jahr über drei ausgezeichnete Biersorten sowie einige ausgefallene saisonale Spezialbiere gebraut, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte! Auch hier befinden sich die gemütlichsten Plätze in der Nähe der Braukessel. Zum Tagesausklang und passend zum Bierchen empfiehlt sich der „Brauerei-Teller“ (Pivovarský talíř) mit verschiedenen Sorten Rauchfleisch. Und da es so schön und gemütlich ist und wir entspannt und nicht in Eile sind: Wie wäre es mit ein, zwei oder drei weiteren Runden?
 
Hoffentlich hat Ihnen unsere kleine Bier-Pilgerreise gefallen und Sie kehren nun entspannt, glücklich und ausgelassen wieder zurück nach Hause…
 
Foto: David Marvan, Lukáš Růžek

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